Wenn ich wüsste was der Auslöser war, welcher Tropfen die Geduld meines Herzens zum verräterischen Überlaufen zwang, dann würde ich gewiss eine Lösung finden und umkehren. Ich würde wahnsinnig lächeln und für jede aufgewirbelte, scharfe Ecke weichschleifende, sorgfältige Worte servieren.
Nur ist da keine Lösung. Lediglich eine Angst, die mich oberflächlich berührt. Wider Erwarten macht sie mich nicht angreifbar. Gefangen hämmert sie dumpf gegen meine Schläfen und ich kann nicht sagen wie lange sie neben meinem herrschsüchtigen Herzen standhalten wird. Es reißt alles an sich.
Meinen Verstand hat es heroisch erobert. Es muss so sein, denn es lebt wie ein Trommelwerk. Mein Verstand dagegen ist nahezu taub und mit der letzten Sicherheit tritt er mit der niedergestreckten Angst gegen mein Herz an.
Dieser Weg ist nicht der, den sie mir nannten. Es ist sicher auch nicht der, der mir vorbestimmt war. Überhaupt nicht der, den ich vermutet hatte und schon gar nicht der, den ich als rettenden Ausweg gewählt hatte. Vertraut mit meinem natürlichen Chaos, war er versucht durchdacht und organisiert. Qualvoll kontrolliert – über und über korrigiert.
Mein Hemd klebt durchnässt. Genau wie meine Beine überschlägt sich auch mein Atem. Zielstrebig bin ich in das Ungewisse gestürzt. Ich glühe. Meine Haut ist flammend rot. Alles ist verschwommen verblendet. Ich ertaste nur mich. Den deckenden Schweißfilm, die Hitze und das Beben unter dem dominant herrschenden Puls. Ich weiß genau wer ihn schickt.
Ich war mir unglaublich sicher – eines Tages, da würden mein Kopf und mein Herz Hand in Hand gehen. Alles hätte seine Richtigkeit.
Ich habe nicht damit gerechnet, dass meine Schritte zu dieser Alleinherrschaft führen.
Außerhalb der Berechnung revoltiert mein Herz. So richtig. Mit aller Kraft. Es hat meinen Verstand gnadenlos überwältigt, aufgeschrien, geweint und wie der Löwe hat es gekämpft!
Mein Verstand wusste gar nicht wie ihm geschieht. Er durfte die Waagschale nicht mehr nutzen, recherchieren, überdenken, Pro und Contra abwägen, eine Nacht darüber schlafen, auf Morgen vertagen, eine Änderung abwarten, etwas darüber lesen, sich mehr Wissen darüber aneignen oder andere befragen.
Mein Herz hat sich entschieden, ohne noch einmal zu fragen.
25. Juni 2016 at 10:13
Voll schön 🙂
27. Juni 2016 at 8:38
Danke :3